Aug
18
2011

Tropische Zwergseerosen (Teil 12 und Schluß)

Diese Zwergseerosen aus Ruanda müssen erhalten werden: Wie bereits schon einmal erwähnt, erfolgt die Vermehrung der Zwergseerosen aus Ruanda NUR durch Samen (generative Vermehrung) - eine vegetative Vermehrung (Wurzelteilung) ist nur bei älteren Pflanzen bedingt möglich, aber fast jede zweite Blüte setzt durch Selbstbestäubung bereitwillig Samen an. Die Samen keimen bereit nach ca. 5 Tagen und stellen mit ca. 24° C Wassertemperatur, in einem leichten Substrat (Lehmerde ca. 60-70% Tonanteile und 30-40% Quarzsand), keine besonderen Kulturansprüche.   Nach 6 Wochen haben sich die kleinen Seerosen bereits gut entwickelt. Nach weiteren 6 Wochen sind die Pflänzchen jetzt 3 Monate alt und können gepflanzt werden. Diese Pflanze ist jetzt 8 Monate alt und bereits in voller Blüte, es ging also recht schnell!   Diese Zwergseerosen sollten auch in Ruanda wieder heimisch werden: Wie bereits in den Teilen 6 und 8 "Tropische Zwergseerosen" beschrieben ist der Naturstandort wahrscheinlich verloren und durch die momentanen Umweltbedingungen in Ruanda auch nicht einfach wieder zu rekonstruieren. Falls es zutrifft, dass die Firma CIMENTS DU RWANDA LIMITED (CIMERWA) diesen Lebensraum der Zwergseerosen für die Erweiterung ihrer Zementproduktion zerstört hat, wäre es bestimmt das Beste diesen Naturstandort mithilfe der Firma CIMERWA wieder zu erschaffen.   Eine Wiederansiedlung ist vielleicht ein Traum, aber folgende Fakten sprechen vielleicht dafür: 1 . Die heissen Quelle Mashyuza bei Nyakabuye gibt es immer noch und dieses Quellwasser muß auch heute noch abfließen!2. Diese Abläufe müßten NUR an geeigneten Stellen (im Uferbereich ca. 100-200 qm nicht mehr) für die Wiederansiedlung der Zwergseerosen vorbereitet werden!3. Die Zwergseerosen könnten anschließend für die Wiederansiedlung von der Botanischen Gärten Bonn, Mainz, Kew Garden und von mir zur Verfügung gestellt werden und es wäre schön, wenn die Firma CIMERWA die Betreuung es neuen Standort übernehmen würde, denn er liegt ja auch auf ihrem Firmengelände!   Bereits heute wirbt die Zementfabrik mit schönen und gepflegten Pflanzen vor der Hauptverwaltung! Und bereits im Namen steht der Standort "CIMENTERIE DE MASHYUZA" ( Zementwerk von Mashyuza ) drin und die heissen Quelle Mashyuza bei Nyakabuye sind die angestammte Heimat der Zwergseerosen! Da dürfte doch die Wiederansiedlung der Zwergseerosen kein grosses Problem darstellen oder ? Henner
Jul
9
2011

Tropische Zwergseerosen (Teil 10)

Porträts der vier Seerosen aus den Abläufen der heißen Quellen Mashyuza in Ruanda Pflanze 1 - die Nymphaea thermarum: Sie wurde schon 1985 gefunden, aber darüber hatte ich ja schon ausführlich berichtet.   Pflanze 2 - die kleine blaue Nymphaea: Sie hat noch keinen Namen und ich kann sie natürlich nicht taufen, das müsste schon der Entdecker machen. Die kleine Blaue wurde ca. 200 Höhenmeter unterhalb der heißen Quellen entdeckt und das war im Jahre 1993. Für mich ist es die Schönste der gefundenen kleinen Seerosen. In meiner Kultur bleibt sie von allen Vieren am Kleinsten, aber in der Vermehrungsrate ist sie mit über 100 Samenkörnern pro Frucht und hoher Keimungsrate eine der Größte oder besser gesagt ertragreichsten.   Pflanze 3 - die nicht ganz so kleine weiße Nymphaea: Sie wurde ebenfalls im Jahre 1993 in der gleichen Höhenlage wie die Blaue gefunden, aber die Pflanze ist etwas größer und da sie auch selbstbefruchtend ist, bringt fast jede Blüte so um die 60 Samen hervor.   Pflanze 4 ist die etwas größere violette Nymphaea: Sie wurde ebenfalls im Jahre 1993 gefunden, entspricht durch ihren Blütenaufbau am ehesten dem Bild einer klassischen tropischen Seerose. Im Jahre 2007 wurde diese Pflanze noch unter der Artenbezeichnung Nymphaea nouchalii im Botanischen Garten in Bonn geführt, mittlerweile (Stand Juli 2011) ist sie zu Nymphaea heudelotii mutiert, aber ich glaube etwas ganz anderes alle 4 Pflanzen gehören zu einer eigenen Art, denn keine der Pflanzen passt so richtig zu den bisher bekannten Arten.   Aber es gibt ja noch die anderen Farbvarianten die nur von der kleinen Blauen (Pflanze 2) hervorgebracht werden, aber die Pflanzen stelle ich dann im nächsten Teil vor....... Henner    
Jun
20
2011

Tropische Zwergseerosen (Teil 8)

Das Fundgebiet der Zwergseerosen in Ruanda:   Bevor ich von den einzelnen Seerosen berichte möchte ich erst das Resultat meiner Recherche vorstellen. Es war nicht einfach das genaue Fundgebiet der Nymphaea thermarum und der weiteren Zwerge mit Google-Earth zu finden, aber der entscheidene Hinweis fand ich im Expeditionsbericht von Herrn Prof. Dr. Eberhard Fischer:   "Taxonomic results of the BRYOTROP-Expedition to Zaire and Rwanda - den Bericht lesen .. PDF-Datei wird geöffnen" (1,24 MB)   Hier ist auf der Seite 23 folgender Text zu lesen: "117, Rwanda, Pref. de Cyangugu, hot springs 9 km NE of Bugarama near Nyakabuye Cement Factory, 1150 m, 19.08.1991 Surroundings of spring (38°C temp.) Nymphaea thermarum, Cyperus spec. A, Cyperus spec. B, Phragmites mauritianus, Crassocephalum spec., Hydroctyle sibthorpioides, Nitella spec., Pluchea ovalis, Asystasia gangetica, Berula erecta" Übersetzung: 117, Ruanda, Verwaltungsbezirk Cyangugu, heiße Quellen 9 km NordOst von Bugarama in der Nähe von der Nyakabuye-Zementfabrik (Anmerkung: hier ist der Steinbruch gemeint), in 1150 Meter, am 19.08.1991 in der Umgebung der Quellen (38°C Temperatur)  Nymphaea thermarum, Cyperus sec. A, ....... und es folgen die weiteren dort gefunden Pflanzen ...   und damit war es möglich diese Stelle mit Google-Earth zu finden, aber diese Bilder sind natürlich nicht aktuell, sie stammen aus dem Jahre 2006 und da war das Biotop im Fundgebiet noch in Ordnung (siehe Bildergallerie).     Aber zu dieser Zeit hatte die Zementfabrik CIWERA aus Bugarama bereits ihr  Projekt  zur Erweiterung des Steinbruches (Abbaugebiet) fertig geplant : CIMERWA Cement Project in Muganza, Rusizi District, Western Province RWANDA .. PDF-Datei wird geöffnen (379 KB)   unter 2.1. im 2. Absatz steht: "Das neue Tonbergwerksgebiet wird im Muganza Sektor liegen; ungefähr 2 km vom Werk und dem Kalkstein und Sandstein-Bergwerksgebiete werden im Nyakabuye Sektor an ungefähr 3 km von der Pflanzenseite gelegen..." Dieses Projekt wurde in den folgenden Jahren umgesetzt und dabei wahrscheinlich der Bachlauf verlegt und den Seerosen der Lebensraum genommen. Doch man kannte auch die Einwirkung auf die Thermalquellen und den Eingriff in die Natur, denn im Abschnitt HYDROLOGY steht folgendes: "Thermalwasserquellen von Mashyuza entspringen am Fusse des Sandsteinkammes. Die Quellen werden von der einheimischen Bevölkerung zu baden verwendet. Es muss Vorsorgemaßnahmen getroffen werden, dass während des Sprengens und des Bergbaubetriebes, nicht  irgendwelche Felsblocks oder Felsen in die Thermalquelle  fallen."  und im Abschnitt FLORA kann man folgendes lesen: "Insgesamt 149 Arten sind im Studiengebiet registriert worden. Die meisten dieser Arten sind einheimisch, während viele andere exotisch oder naturalisiert sind. Insgesamt 13 medizinische Werke wurden registriert. Die gezählten (erfassten) Pflanzenarten schließen 10 bedrohte Arten ein."   Hier waren unsere kleinen Seerosen dabei!   Aber im nächsten Teil möchte ich von den 3 anderen Seerosen (die kleine Blaue und die zwei anderen Schönheiten) berichten, die im Bachlauf und im angrenzenden Sumpfgebiet gefunden wurden. Henner    
Jun
19
2011

Tropische Zwergseerosen (Teil 7)

Welche Seerose ist nun die kleinste Seerose der Welt? Die Nymphaea thermarum nimmt diesen Titel seit ein paar Jahren für sich in Anspruch, aber ist dass auch richtig? Die Voraussetzung zur Beurteilung der Pflanzengröße sind optimale Wachstumsbedingungen und eine mehrjährige Kultur von mehreren Pflanzen. Es gibt 3 Merkmale zur Beurteilung der Pflanzengröße     - erstes Kriterium: Größe des ausgewachsenen Blattes    - zweites Kriterium: Größe der Blüte    - drittes Kriterium: Volumen der ausgewachsenen Pflanze (Höhe und Umfang) Größe des ausgewachsenen Blattes:Die Blattgröße der Nymphaea thermarum beträgt locker 8cm Ø, da ist sie nicht die Kleinste. Die Nymphaea tetragona var. nitida Sms. ist kleiner und erst recht das Blatt der kleinen Blauen aus Ruanda, aber auch die Blätter der Nymphaea heudelotii sind mit maximal 3 cm deutlich kleiner. Die nachfolgenden Bilder zeigen den Größenvergleich ohne die Nymphaea heudelotii, denn die kenne ich nur aus der Literatur und besitze kein Vergleichsmaterial. Kleine, blaue Seerose Blatt Rückseite Nymphaea tetragona var. nitida Blatt Rückseite Nymphaea thermatum Blatt Rückseite Größe der Blüte:Auch in die kleinste Blüte besitzt nicht die Nymphaea thermarum! Den Platz 1 belegt hier die Nymphaea tetragona und die kleine blaue Seerose aus Ruanda belegt Platz 3, aber sie ist die Schönste der Kandidaten. Nymphaea tetragona var. nitida Nymphaea thermarum Die kleine Blaue Die Bewertung des Volumens der gesamten Pflanze kann ich leider nicht vornehmen, da alle meine Pflanzen in Behältern gepflegt und auch gepflanzt sind und damit die maximale Ausbreitungsgröße eingeschränkt ist, aber nach meinem Eindruck dürfte die kleine Blaue aus Ruanda auch hier den Vergleich gewinnen. Alle diese kleinen Seerosen erzeugen durch ihre ständige Samenproduktion viele Tochterpflanzen um sich herum, es werden somit in der Natur richtige Pflanzenhorste gebildet und diese Horste enthalten viele Einzelpflanzen. Das Becken mit Nym. thermarum im Botanischen Garten in Mainz-im nächsten Bild die Pflanze hier VORNE RECHTS Was soll man nun von den im Internet angezeigten Bilder von der Nymphaea thermarum der kleinsten Seerose der Welt halten? Ganz einfach es zeigt durchweg nur Pflanzen im kleinen Gläschen oder Töpfchen mit sehr wenig oder ohne sichbares Wassser, also eine Art Bonsaikultur, wo die Pflanze in ihrem Überlebensstadium gezeigt wird. Eine Nymphaea thermarum aus dem Royal Botanic Gardens, Kew Am ehemaligen Naturstandort der Nymphaea thermarum gibt es von Juni bis September eine Trockenphase und zwei Regenzeiten (Oktober/November und März bis Mai); während dieser Trockenzeit mußten die Pflanzen mit sehr wenig Wasser auskommen und bildet kleine dickfleischig Blätter aus, aber diese Zustand ändert sich bei Erhöhung des Wasserstandes sofort wieder. Die Niederschlagsmenge am Fundort beträgt 1050mm pro Jahr (Deutschland ca. 500-600mm oder 500 bis 600 Liter pro Quadratmeter).Natürlich spielen die heißen Quellen durch ihren ständigen Wassernachschub auch hier einen wichtigen Beitrag zur Bestandserhaltung während der Trockenphasen, aber man darf davon ausgehen, dass die Quellenschüttung in der Trockenzeit auch etwas zurück geht.  Im nächsten Teil möchte ich von den 3 anderen Seerosen (die kleine Blaue und die zwei anderen Schönheiten) berichten, die im Bachlauf und im angrenzenden Sumpfgebiet gefunden wurden. Henner    

Der Autor

Henner Breukel Hallo mein Name ist Henner Breukel, ich bin der Autor dieses Blogs und der Seiten 
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