Mai
5
2011

Tropische Zwergseerosen (Teil 2)

Der Besuch in Bonn und die kleine blaue Seerose: Es war im Mai 2007 da besuchte mein Seerosenfreund Dieter Bechthold den Botanischen Garten in Bonn und schrieb mir eine Email mit folgendem Text und diesen Bilder: "Ein ähnliches Highlight hatte ich bei meinem Besuch im botanischen Garten in Bonn. In einer Halle werden dort auch einige tropische Seerosen präsentiert. Besonders fielen mir zwei ganz kleine Seerosen auf. So kleine Seerosen hatte ich bisher noch nie gesehen. Das besondere ist aber, dass beide Seerosen Samen bilden, tagblühend sind und im Schwimmblatt keine tropischen Merkmale zeigen. Die kleine weiße Seerose ist eine Nymphaea thermarum, die kleine blaue Seerose ist unbekannt und stammt von einer Reise des Leiters des Botanischen Gartens."   Nymphaea thermarum in Bonn Mai 2007 Foto von Dieter Bechtholt Nymphaea spec. (die kleine Blaue) in Bonn Mai 2007 Foto von Dieter Bechtholt "Leider wollte der zuständige Gartenmeister keinen Ableger rausrücken, aber ich habe eine offizielle Anfrage an den Leiter des Botanischen Gartens gestartet. Mal sehen! Im Botanischen Garten züchtet man nicht und daher ist die Samenbildung uninteressant. Es würde mich natürlich sehr reizen, diese kleine blaue Seerose mit winterharten Sorten zu kreuzen!" Dieter Bechthold bekam eine Einladung zu einem Gespräch mit den verantwortlichen Personen und Experten des Botanischen Gartens und der UNI in Bonn und ich durfte ihn begleiten. An dem Gespräch im Warmhaus des Botanischen Gartens in Bonn nahmen am Freitag den 31.08.2007 folgende Personen teil: 1. Prof. Dr. Wilhelm Barthlott Direktor am Botanischen Institut und des Botanischen Gartens,2. Dr. Wolfram Lobin Kustos der Botanischen Gärten,3. Prof. Thomas Borsch Biodiversity and Evolution of Plants Working Group Director, Oldenburg University Botanical Garden Carl von Ossietzky Universität Oldenburg,4. Dr. Cornelia Löhne Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Botanischen Institut des Botanischen Gartens5. Bernd Reinken Gärtnermeister und zuständig für das Warmhaus des Botanischen Gartens6. Dieter Bechthold7 .und ich Henner Breukel Es war ein interessantes Fachgespräch und wir erfuhren, dass im weiteren Verlauf des Baches (Fundort der Nymphaea thermarum) drei weitere Seerosen gefunden wurden. Nymphaea nouchallii  und zwei unbekannte kleine Seerosen waren in diesem Bachlauf ebenfalls heimisch und man gehe davon aus, dass die kleine Blaue und die kleine Weiße aus einer Kreuzung N. nouchallii x N. thermarum entstanden sind. Zu unserer Freude erhielten wir je einen Ableger der Nymphaea thermarum,  Nymphaea spec. (BLAU) und Nymphaea spec. (WEISS) zur Pflege, Kreuzungsversuche und Arterhaltung geschenkt. Nymphaea thermarum - Fotos Henner Breukel vom Besuch in Bonn Ein sicheres Erkennungszeichen ist der überlappende Blatteinschnitt von Nymphaea thermarum - Foto Henner Breukel vom Besuch in Bonn Der Ableger der Nymphaea thermarum für Dieter Bechthold  - Foto Henner Breukel vom Besuch in Bonn Was ist aus meiner Nymphaea thermarum: Aus dem Ableger habe ich bis heute (Mai 2011) 9 Pflanzen gezogen. Die Vermehrung erfolgt ausschließlich mit Samen und ist eigentlich recht einfach, falls man Nymphaea thermarum zum Blühen bekommt. Sie ist nicht gerade ein Blühwunder oder meine Kulturbedingungen sind eingeschränkt, denn ich pflege noch andere Ratitäten. Trotzdem möchte ich behaupten ich trage zur Erhaltung dieser kleinen Kostbarkeit bei, aber die eigentlichen Kostbarkeiten waren die beiden unbekannten Zwergseerosen. Die kleine Blaue  - Fotos Henner Breukel vom Besuch in Bonn Die kleine Blaue hat eine deutlich gespeizten Blatteinschnitt  - Foto Henner Breukel vom Besuch in Bonn Leider habe ich von der weissen Zwergseerose keine Bilder in Bonn gemacht, aber ich habe von beiden Raritäten ein paar winzige Ableger bekommen und ich war Happy! Im Teil 3 werde ich über  die Entwicklung der Ableger der Zwergseerosen berichten .... Henner Breukel
Mai
3
2011

Tropische Zwergseerosen (Teil 1)

Die Entdeckung der Nymphaea thermarum: Tropische Zwergseerosen sind sehr selten und eigentlich war bis 1987 nur Nymphaea heudelotii var. nana Planch - syn. baumii als sehr kleine tropische Seerose bekannt. Nymphaea heudelotii kommt in Südwestafrika - um den 18. Breiten- und Längengrad vor und wurde erstmalig, bei Minnesera am Longa-Fluss im heutigen Angola, in einem 20 bis 30 cm tiefen Graben bei einer Wassertemperatur von 32° C in Gesellschaft mit Nymphaea sulphurea gefunden. Eingeführt wurde sie von ihrem Entdecker dem deutschen Botanikers Hugo BAUM (1867 - 1950) im Jahre 1902. Sie galt bis 1987 als die kleinste aller tropischen Nymphaeen! Die Blüte von Nymphaea heudelotii ist sehr klein, ca. 2-3 cm Ø und auch die Blätter haben nur 2-3 cm Ø   Seit dem Jahre 1987 hat nun Nymphaea heudelotii Konkurrenz. Es wurde eine weitere sehr kleinbleibende Art Nymphaea thermarum von Prof. Dr. Eberhard Fischer in Ruanda entdeckt. Nymphaea thermarum ist eine sehr seltene und endemische Art. Bei der Entdeckung gab es nur ca. hundert Pflanzen und nur an diesem Standort. Leider ist ab 2007 keine der Pflanzen am Fundort mehr vorhanden! Der Grund: Man hat den Ablauf (Quelle des Bachlaufes) direkt unterhalb der heißen Quellen umgeleitet und somit ist die gesamte Seerosenpopulation im ehemaligen Bachlauf einfach vertrocknet. Die Entdeckungsgeschichte: Nymphaea thermarum wurde 1985 von dem Biologiestudent Eberhard Fischer in Ruanda entdeckt. Grund dieses Studienaufenthaltes war die Erforschung der Flora und Vegetation in den Bergregenwäldern des Nyungwe-Nationalpark (Veranstalter UNI Mainz / Land Rheinland Pfalz).  Der Fundort von Nymphaea thermarum ist zwischen der Stadt Bugarama (Pref. Cyangugu) und Nyakabuye bei den heißen Quellen Mashyuza am Kalksteinbruch vom Zementwerk CIWERWA entdeckt. Nymphaea thermarum wuchs dort in 1000 m Höhe in einem Bachlauf, der von den dort reichlich vorhandenen thermalen Quellen gespeist wird. Die heißen Quellen kommen mit 38°C aus dem Boden und am Fundort betrug die Wassertemperatur ungefähr 24°C. Diese Art konnte bisher nur bei den heissen Quelle Mashyuza nachgewiesen werden.  Die vom Fundort entnommenen Pflanzen wachsen noch heute im Botanischen Garten der Universität Mainz. Die wissenschaftliche Beschreibung der Nymphaea thermarum erfolgte im Jahre 1988. Zu diesem Zeitpunkt war Herr Fischer wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Spezielle Botanik an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Die Blüte von Nymphaea thermarum ist cremigweiß, offene Sternform, ca. 2-4 cm Ø und die Blätter haben ca. 5 cm Ø Seit 1998 lehrt Herr Prof. Dr. Fischer Botanik an Universität Koblenz-Landau, aber während seiner Tätigkeit von 1991-1997 als Wissenschaftlicher Assistent bei Prof. Dr. W. Barthlott am Botanischen Institut der Universität Bonn besuchte Herr Prof. Dr. Fischer auch wieder den Fundort von Nymphaea thermarum in Ruanda und entdeckte 1993 im weiteren Verlauf des Baches noch weitere kleine Seerosen. Doch darüber im Teil 2..... Henner Breukel

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Henner Breukel Hallo mein Name ist Henner Breukel, ich bin der Autor dieses Blogs und der Seiten 
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