Aug
3
2011

Tropische Zwergseerosen (Teil 11)

Die Kinder der kleinen blauen Zwergseerose aus Ruanda: Es war schon eine Überraschung, als am 03. Oktober 2007 sich plötzlich eine rosafarbene Blüte öffnete. Was war geschehen aus einem eigentlich blauen Sämling hatte sich eine kleine Pflanze mit rosa Blüte entwickelt und die Mutation war stabil, denn seit dieser Zeit habe ich regelmäßig rosafarbene Zwergseerose in meinem Seerosenbecken und sie pflanzen sich auch fort, sie sind also fertil (fruchtbar).     Im Jahre 2008 kam dann noch die Farbvariante violett hinzu und es gibt mittlerweile eine ganze Anzahl von verschiedenen Farbabstufungen zwischen hellrosa bis rosa Blüten und zusätzlich noch verschiedene violette Abstufungen.     Es ist schon erstaunlich, wie variabel diese kleine Seerose ist, aber warum wechseln einzelne Sämlinge der blauen Zwergseerose ständig ihre Farbe? Auf diese Frage habe ich bis heute keine Antwort gefunden, denn nur die kleine Blaue bringt diese Farbspiele hervor. Im nächsten und letzten Teil möchte ich noch etwas über die Vermehrung und Aufzucht der kleinen Zwergseerosen aus Ruanda erzählen, sowie einen Blick in die Zukunft wagen.Henner
Jun
24
2011

Tropische Zwergseerosen (Teil 9)

Die weiteren Zwergseerosen vom Fundgebiet der Nymphaea thermarum Das Fundgebiet der Nymphaea thermarum stellt im Grunde genommen, ein recht kleines Biotop dar, dass eigentlich vollkommend untypisch für Seerosen ist. Der Bachlauf wird von den heißen Quellen Mashyuza unterhalb es Kalksteinbruches des Zementwerkes gespeist und endet im Uferbereich (Sumpfgebiet?) des Njambwe River. Diese Strecke dürfte ca. 1,5 km lang sein und hat auch wenig erkennbare Vegetation, also recht übersichtlich. Aus diesem Grund ist es wirklich erstaunlich, dass gleich vier verschiedene Zwergseerosen gefunden wurden und wahrscheinlich sind alle oder mindestens drei Seerosen endemisch und somit nur im Fundgebiet vorhanden. Die Pflanzen wurden am 09.10.1993 von Prof. Dr. Eberhard Fischer in Ruanda in seiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent am botanischen Institut der rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn gesammelt. In der Pflanzendatenbank des botanischen Gartens der Uni Bonn steht bei allen 4 Pflanzen der gleiche Eintrag: Sammler:  E. Fischer 3036, 9.10.1993 Sammelort: Ruanda, Pref. Cyangugu, heiße Quelle Mashyuza bei Nyakabuye Höhe: 1000m Pflanze 1 ist die bereits mehrfach erwähnte Nymphaea thermarum (RW-0-BONN-12088), Nymphaeaceae Pflanze 2 ist die kleine blaue Nymphaea spec. (RW-0-BONN-12090), Nymphaeaceae Pflanze 3 ist die kleine weiße Nymphaea spec. (RW-0-BONN-841), Nymphaeaceae Pflanze 4 ist die etwas größere violette Nymphaea nouchallii (RW-0-BONN-109), Nymphaeaceae Diese Fotos sind natürlich keine Originalbilder der gesammelten Pflanzen, sondern stammen alle aus meinem Seerosenbecken. Bei meinem Besuch mit Dieter Bechthold am 31.08.2007 in Bonn erzählte Bernd Reinken (Gärtnermeister und zuständig für das Warmhaus im botanischen Garten Bonn) ihm habe Prof. Fischer gesagt, dass die Nymphaea thermarum im oberen Teil des Baches beheimatet ist und die drei anderen Seerosen im unteren Teil des Bachlaufes gefunden wurden. Man glaubt, dass die Pflanze 4 Nymphaea nouchallii (RW-0-BONN-109) und Pflanze 1 Nymphaea thermarum (RW-0-BONN-12088) die Eltern der Pflanzen 2 und 3 sind. UND NOCH WAS - Prof. Fischer besucht Ruanda seit 1984 und hat seitdem viel für die Erhaltung der einzigartigen Natur in Ruanda getan und wenn ihr einmal Prof. Fischer live bei einer dieser Reisen sehen möchtet, so schaut euch das folgende Video vom Fernsehsender Deutsche Welle an: "Prof. Dr. Eberhard Fischer in Ruandas Bergregenwäldern" Nachdem ich diese Pflanzen seit nunmehr 4 Jahren gepflegt und auch vermehrt habe, möchte ich im nächsten Teil weitere Informationen zu den einzelnen Pflanzen geben. Henner
Jun
20
2011

Tropische Zwergseerosen (Teil 8)

Das Fundgebiet der Zwergseerosen in Ruanda:   Bevor ich von den einzelnen Seerosen berichte möchte ich erst das Resultat meiner Recherche vorstellen. Es war nicht einfach das genaue Fundgebiet der Nymphaea thermarum und der weiteren Zwerge mit Google-Earth zu finden, aber der entscheidene Hinweis fand ich im Expeditionsbericht von Herrn Prof. Dr. Eberhard Fischer:   "Taxonomic results of the BRYOTROP-Expedition to Zaire and Rwanda - den Bericht lesen .. PDF-Datei wird geöffnen" (1,24 MB)   Hier ist auf der Seite 23 folgender Text zu lesen: "117, Rwanda, Pref. de Cyangugu, hot springs 9 km NE of Bugarama near Nyakabuye Cement Factory, 1150 m, 19.08.1991 Surroundings of spring (38°C temp.) Nymphaea thermarum, Cyperus spec. A, Cyperus spec. B, Phragmites mauritianus, Crassocephalum spec., Hydroctyle sibthorpioides, Nitella spec., Pluchea ovalis, Asystasia gangetica, Berula erecta" Übersetzung: 117, Ruanda, Verwaltungsbezirk Cyangugu, heiße Quellen 9 km NordOst von Bugarama in der Nähe von der Nyakabuye-Zementfabrik (Anmerkung: hier ist der Steinbruch gemeint), in 1150 Meter, am 19.08.1991 in der Umgebung der Quellen (38°C Temperatur)  Nymphaea thermarum, Cyperus sec. A, ....... und es folgen die weiteren dort gefunden Pflanzen ...   und damit war es möglich diese Stelle mit Google-Earth zu finden, aber diese Bilder sind natürlich nicht aktuell, sie stammen aus dem Jahre 2006 und da war das Biotop im Fundgebiet noch in Ordnung (siehe Bildergallerie).     Aber zu dieser Zeit hatte die Zementfabrik CIWERA aus Bugarama bereits ihr  Projekt  zur Erweiterung des Steinbruches (Abbaugebiet) fertig geplant : CIMERWA Cement Project in Muganza, Rusizi District, Western Province RWANDA .. PDF-Datei wird geöffnen (379 KB)   unter 2.1. im 2. Absatz steht: "Das neue Tonbergwerksgebiet wird im Muganza Sektor liegen; ungefähr 2 km vom Werk und dem Kalkstein und Sandstein-Bergwerksgebiete werden im Nyakabuye Sektor an ungefähr 3 km von der Pflanzenseite gelegen..." Dieses Projekt wurde in den folgenden Jahren umgesetzt und dabei wahrscheinlich der Bachlauf verlegt und den Seerosen der Lebensraum genommen. Doch man kannte auch die Einwirkung auf die Thermalquellen und den Eingriff in die Natur, denn im Abschnitt HYDROLOGY steht folgendes: "Thermalwasserquellen von Mashyuza entspringen am Fusse des Sandsteinkammes. Die Quellen werden von der einheimischen Bevölkerung zu baden verwendet. Es muss Vorsorgemaßnahmen getroffen werden, dass während des Sprengens und des Bergbaubetriebes, nicht  irgendwelche Felsblocks oder Felsen in die Thermalquelle  fallen."  und im Abschnitt FLORA kann man folgendes lesen: "Insgesamt 149 Arten sind im Studiengebiet registriert worden. Die meisten dieser Arten sind einheimisch, während viele andere exotisch oder naturalisiert sind. Insgesamt 13 medizinische Werke wurden registriert. Die gezählten (erfassten) Pflanzenarten schließen 10 bedrohte Arten ein."   Hier waren unsere kleinen Seerosen dabei!   Aber im nächsten Teil möchte ich von den 3 anderen Seerosen (die kleine Blaue und die zwei anderen Schönheiten) berichten, die im Bachlauf und im angrenzenden Sumpfgebiet gefunden wurden. Henner    
Jun
8
2011

Tropische Zwergseerosen (Teil 6)

Die einzigartigen Zwergseerosen aus Ruanda dürfen NICHT aussterben: Die Situation der Zwergseerosen in Ruanda am natürlichen Standort ist katastrophal und erschütternd.In der Natur sind die Zwerge wahrscheinlich schon seit 2008 Jahren ausgestorben, denn man hat den Bach direkt unterhalb der heißen Quellen umgeleitet und hat somit die gesamte Seerosenpopulation im ehemaligen Bachlauf einfach vertrocknen lassen. Für die einzigartigen, endemischen Seerosen war, dass das Ende, es besteht, vielleicht noch eine geringe Change im ca. 200 Höhenmetern unterhalb der Quelle liegenden Sumpf einige Exemplare zu finden oder das ehemalige Biotop zu renaturieren. Bei einer Renaturierung eines naturnahen Lebensraumes am oder in der Nähe des Fundortes könnte, dann die Population mit Pflanzen aus den botanischen Gärten wieder aufgebaut werden. Ich befürchte in Ruanda sind viele Pflanzen vom Aussterben bedroht und der Traum von der Renaturierung mit gleichzeitiger Herstellung eines natürlichen Biotops für die Seerosenzwerge ist sehr blauäugig gedacht. Die Situation in Ruanda ist für ein solches Vorhaben äußerst ungünstig, denn die Bevölkerungsdichte ist mit 343 Menschen pro Quadratkilometer die höchste auf dem afrikanischen Kontinent. Ruanda ist ungefähr so groß wie Rheinland-Pfalz hat aber mit doppelt so vielen Einwohnern und diese Bewohner bedrohen die Natur durch:Landwirtschaft: Rund 90% der Bevölkerung sind Kleinbauern und Selbstversorger mit einem ständig zunehmenden Flächenbedarf. Das gesamte Land ist in staatlichem Besitz und die Bürger haben nur ein Nutzungsrecht. Die meisten Familien bewirtschaften Flächen von weniger als einem Hektar und damit sind alle nutzbaren Flächen in kleine Parzellen aufgeteilt. Die Folge ist eine totale Zersiedlung der Landschaft mit allen negativen Folgeerscheinungen für die Natur. Zebu-Rind: Eine weitere schwere Belastung sind die Zebu-Rinder, denn eine möglichst große Herde Zebus gilt in Ruanda als Ausdruck von Wohlstand und somit werden Tausende von großen und kleinen Herden zum Weiden von bezahlten Hirten kreuz und quer durch die Landschaft getrieben. Abholzung: Das Holz stellt mit über 90% die einzige vorhandene Energiequelle für die Bevölkerung da – die Folge ist rasante Abholzung der Wald- und Baumbestände. Die Situation der Zwergseerosen außerhalb Ruanda: Es gibt meines Wissens nach an den Standorten Bonn, Mainz, London und bei mir ca. 60 Pflanzen der Nymphaea thermarum und von den Hybriden wahrscheinlich nur ca. 20 Pflanzen oder weniger. Der Grund für dieses Ungleichgewicht ist der Anspruch der botanischen Gärten nur reinrassige Arten und keine Bastarde zu pflegen. Vielleicht kann KEW GARDENS (ROYAL BOTANIC GARDENS) in England der seit 2009 einige Exemplare aus Bonn pflegt und vermehrt die Nymphaea thermarum dauerhaft erhalten. Auf jeden Fall besitzt KEW GARDENS mit seinem Gärtner Carlos Magdalena einen enthusiastischen Seerosengärtner, der bereit so ca. 30 Pflanzen der Nymphaea thermarum in Pflege hat. Es besteht im Moment also nur die Möglichkeit diese Pflanze in den botanischen Gärten am Leben zu erhalten und falls es Herr Prof. Fischer, KEW GARDENS oder anderen Persönlichkeiten gelingt das Biotop und eine Renaturierung in Ruanda zu erreichen, um so besser. Sicherlich wird NUR die Nymphaea thermarum mit Anspruch oder Markenzeichen, die kleinste Seerose der Welt zu sein, in den botanischen Gärten am Leben erhalten. Meiner Meinung nach ist sie garnicht die Kleinste, aber darüber im nächsten Teil……Henner

Der Autor

Henner Breukel Hallo mein Name ist Henner Breukel, ich bin der Autor dieses Blogs und der Seiten 
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